Der ungewöhnliche Name der Ruine verbindet sich mit der Legende von 11.000 Jungfrauen, die mit der Heiligen Ursula um 395 n. Chr. von Rom nach Köln zogen, wo sie den Martertod erlitt. Siehe hierzu auch weiter unten die Gemälde (Hauptwerk) des großen Legendenmalers Carpaccio in Venedig. Das Stift St. Ursula in Köln hatte im nahen Engelstadt eine Niederlassung und bis an diese Stelle der Selz Grundbesitz. Im 500m entfernten ehemaligen Hausen, erstmals 1205 erwähnt,  gab es eine von 1328 bis 1627 verbürgte Kirche der „Hl. Elftausend Jungfrauen“ mit zwei Altären (bei der Flur Hinterhausen). Frau Dr. G. Bernhard datiert Hausen früher. Ein baulicher Nachweis ist durch die vergängliche Holzbauweise der Franken kaum möglich.

Ein älteres, vielleicht sehr altes Hausen (nicht Elsheimers-Hausen!) ist anzunehmen, denn Wohnstätten, Fluren, Straßen werden erst durch spätere Schenkungs- oder einen Kaufakt dokumentiert und bekannt. Ethmytologisch ist „Hausen“ ein merowingischer Begriff und seit der fränkischen. Landnahme im 5/6 Jh. bekannt. Funde an dieser Stelle deuten sogar auf eine römische „villa rustica“ hin. Beidseitig des Weges von Ingelheim bis zum Quellenbauch bei Saulheim sind viele römische Funde zu verzeichnen, die dem Selztal in der Römerzeit eine sehr dichte Besiedlung bestätigen. Von den Franken etc. wurden bis ins 18. Jahrhundert kaum Straßen gebaut, sondern die unverwüstlichen römischen benutzt. Der Renn-Weg führt vom Rhein bis Saulheim/Wörrstadt wie eine moderne Umgehungsstraße links der Selz auf trockener Trasse ohne beschwerliche Höhendifferenzen und oft Kilometer lang völlig gerade an allen Dörfern vorbei – eine typisch römische Straßenbauweise. Der seit dem 8. Jh. bekannte, durch alte Karten und Berichte als mittelalterlicher Handelsweg nachgewiesene „Rinewech“(1391), später Rheinweg, erschloss das rheinhessische Land von Wörrstadt nach Ingelheim bis zum Hafen. Auch nach den Flurbereinigungen auf neuen Karten ist er noch leicht erkennbar. Er wurde durch aktuelle luftarchäologische Aufklärung (bei Hausen) bestätigt. Die mittlere Karte zeigt auch eine Kreuzung mit der prähistorischen und spät. röm. Straße Mainz(Essenheim) - Bad Kreuznach.

Carpaccio und die hl. Ursula



Der große italienische Legendenmaler Carpaccio hat diese Geschichte in 9 raumhohen Gemälden 1495 festgehalten (sein umfangreichstes Werk). Die Gemälde sind in Venedig in zwei großen Räumen in der Galeria dèlle Accademia Saal XXI am Canal Grande zu sehen. Es ist anzunehmen, dass auch Adam Elsheimer bei seinem Aufenthalt und seinen Studien in Venedig diese Bilder gesehen hat, denn Carpaccio gehörte damals zu den großen Fünf in der Zeit vor Elsheimer.

Ein romantisches Foto (ca. 1950) der alten Selzbrücke, von der Wiesenseite aus, erinnert an das schöne Märchen von der  „Gänseliesel“, erdacht und aufgeschrieben von Hans-A. Pieper

Die Ruine der spätmittelalterlichen Strassensperre an der Selz, ca. 14.Jh genannt Elftausend-Mägde-Turm, Grenzstation vom Ingelheimer Reich zur Kurpfalz.

Fast baugleiches Tor im nahen Ober-Ingelheim (runde Ecktürme). Unmittelbar dabei befindet sich das ehemalige Zisterzienserinnen-Klosters Engelthal, erstmals 1290 erwähnt. Das Arreal wurde hervorragend von Fam. Wasem, die in Stadecken-Elsheim bedeutende Weinlagen besitzt, restauriert.

Ein Reliefbild von Rheinhessen, das den kürzesten und einfachsten Weg von Alzey/Wörrstadt nach Ingelheim zeigt

Wörrstadt liegt unterhalb der Kartenmitte

Die Reliefkarte, wie auch römische und spätmittelalterliche Straßenaufzeichnungen zeigen, dass die Römer eine Abkürzung der Nord-Süd-Verbindung Köln-Basel im Mainzer Knie durch das trockene Rheinhessen von Ingelheim über Hausen (Elsheim) nach Wörrstadt wählten, auch um Steigungen zu vermeiden. Zwischen „Hausen“ (Elsheim) und Saulheim gibt es nur eine Anhöhe von 70m (Dornberg). Dieser direkte Weg von Ingelheim nach Worms über Saulheim ist auch noch auf heutigen Flurkarten des Selztals sofort zu erkennen. Es ist zudem sehr wahrscheinlich, dass auch Kaiser und Könige des 8.-14. Jahrhunderts diesen Weg benutzten, um von den Kaiserpfalzen Aachen und Ingelheim nach Worms und Speyer oder von dort nach Ingelheim und Aachen zu gelangen, ohne das kirchliche Machtzentrum Mainz - mit dem sie oft genug in Fehde lagen - zu berühren.

Der Weg von Ingelheim nach Saulheim bis Nierstein/Oppenheim (Anschluss an die Römerstraße Mainz-Worms) dürfte im Mittelalter die schnellste Verbindung zwischen der Pfalz Ingelheim über Worms zur Pfalz in Wimpfen oder Speyer gewesen sein. Die Reliefkarte links zeigt dies besonders deutlich. Die Ansiedlung Hausen ging endgültig in den Wirren des 30.-jährigen Krieges oder/und durch zwei Pestilenzen 1627 unter. Der Weg verlor auch durch die Zerstörung des Rheinkrans in Frei Weinheim durch die Franzosen seine Bedeutung und ist nur noch im Feldwegesystem erkennbar. (siehe auch bei Wörrstadt und Aktuelles).